Forschungsreise USA I New York City
05.08.2024Während des zweiwöchigen Forschungsaufenthaltes in New York waren ca. 65 Quellen in fünf verschiedenen Bibliotheken, die sich in drei Städten befinden, zu untersuchen. Von großer Hilfe für die Vorbereitung war die Verfügbarkeit einer großen Anzahl von Digitalisaten, so dass die ursprünglich geplante Zeit von mehr als drei Wochen auf zwei begrenzt und das Reisebudget eingespart wurde.
Den Auftakt bildete der Besuch der berühmten Juilliard School of Music am Lincoln Square in NYC (Montag, 10. Juni), wo die dort aufbewahrten acht Manuskripte in der Juilliard Manuscript Collection untersucht wurden. Am Dienstag und Mittwoch setzte sich die Forschungsreise per Greyhound nach Connecticut, an der Yale University in New Haven fort. An dem stark nach dem Modell Englischer Campus-Universitäten orientierten und in den 1920er Jahren erbauten Ort teilt sich der Bestand, nicht immer ganz nachvollziehbar, an Liszt-Quellen in unterschiedliche Institutionen auf: Sterling Memorial Library und die Beinecke Rare Book & Manuscript Collection mit unterschiedlichen Sammlungen sowie das Musical Department. Die Zeit war einigermaßen knapp bemessen, doch konnten alle Quellen untersucht und ein neues Albumblatt ausfindig gemacht werden.
Am Donnerstag, den 13. Juni, ging die Reise mit einem Tagestrip per Bus nach Philadelphia, Pennsylvania, weiter; hier sind die vorhandenen drei Liszt-Quellen auf zwei Institutionen verteilt, die sich fußläufig im Stadtzentrum befinden: in der Rosenbach Collection, Delancey Street, und am Curtis Institute of Music in der Locust Street. Am Freitag begann schließlich die Arbeit in der für New Yorks Liszt-Quellen zentralen Bibliothek, in der Musiksammlung der Morgan Library, Madison Avenue, Ecke 37. Straße, zehn Gehminuten vom Empire State Building entfernt. Dort sind nicht nur rund 40 handschriftliche bzw. von Liszt annotierte Quellen, sondern auch eine Vielzahl von (Erst)Drucken aufbewahrt. Für gebundene Quellen musste eine sogenannte „Cradle“, ein Buchhalter mit einer nach Winkelmaß verstellbaren V-förmigen Auflagefläche, benutzt werden, was das Photographieren und auch den Blick in die Quellen manchesmal erschwerte. Das Sicherheitsprotokoll erwies sich, zusammen mit dem in der BnF in Paris, als das bislang höchste der gesamten Quellenuntersuchung.
Hier wurden nun die Quellen am Freitag, den 14. Juni, sowie in der gesamten folgenden 25ten Kalenderwoche untersucht. Auch dieser Bestand setzt sich aus verschiedenen Teilen zusammen, aus dem offiziell angekauften, der mehrheitlich als Digitalisat verfügbar ist, und aus dem privaten Bestand des Robert Owen Lehman Deposits, der nur hier vor Ort einsehbar ist. Reproduktionen sind verboten bzw. der Zustimmung des Besitzers vorbehalten, so dass die Untersuchung dieses Bestands zum wichtigsten Teil der Forschungsreise zählte. Zu diesen insgesamt fünf Quellen zählt das wohl spektakulärste Dokument des Gesamtwerks von Franz Liszt: das vollständige Autograph der h-Moll Sonate, in dem nicht nur die Modifikation des Beginns, sondern auch die Komplettüberarbeitung des Schlusses – vom einst triumphalen Finale hin zum unnachahmlich sublimen Verklingen – zu sehen und nachzuvollziehen ist. Die komplette Untersuchung des Bestands der Morgan Library konnte am Freitagnachmittag des 21. Juni abgeschlossen werden, so dass alle gesetzten Ziele der Forschungsreise erreicht und alle Liszt-Quellen im
Detail untersucht wurden.